News • 01.02.2018

„Dilemma der Letzten Meile“ erfordert engere Zusammenarbeit von Handel und Logistik

Tradeworld im Rahmen der Logimat 2018 in Stuttgart

Foto: Lastwagen fahren auf Autobahn; copyright: panthermedia.net / Z Jan...
Quelle: panthermedia.net / Z Jan

Das jährliche Paketvolumen wächst nicht nur, es explodiert förmlich. Gestiegene Konsumentenwünsche in punkto Zustelloptionen und der Anspruch von Händlern, diesen Wünschen gerecht zu werden, erhöhen zusätzlich den Druck auf die KEP-Dienste, die unterschiedlichen Zustellungsbedingungen in urbanen und ländlichen Gebieten zu meistern. All dies verändert die letzte Meile enorm.

Die TradeWorld zeigt Trends, wie Händler und Dienstleister mit diesen Herausforderungen besser umgehen können. Sie ist Teil der 16. LogiMAT – Internationale Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement.

Trotz alternativer Zustelloptionen: Lieferung in Privathaushalte bleibt schwierig

Eine KEP-Studie von Paketchef.de, einem Spinoff der Deutschen Telekom, prognostiziert für 2021 ein Sendungsvolumen von über vier Milliarden Sendungen – allein in Deutschland. Und trotz der inzwischen zahlreichen Lieferoptionen, wie Zustellung im Kofferraum, Paketboxen an der Haustür, Paketshops, Packstationen oder ähnlichem, lässt sich der Großteil der Kunden seine Pakete nach wie vor am liebsten direkt an die Privatadresse liefern. Dort sind sie allerdings immer seltener anzutreffen. Zum Ärger aller Beteiligten muss das Paket dann entweder wieder mitgenommen oder an einem alternativen Ort zugestellt werden. Selbst wenn das nicht zwingend ein großer Nachteil sein muss, läuft die Zustellung dennoch nicht optimal.

Die oft zitierte Forderung nach bedarfsgerechten „Letzte-Meile-Konzepten“ ist noch lange nicht gelöst. „Es bedarf ganzheitlicher Lieferlösungen und technischer Innovationen für die letzte Meile, um insbesondere die veraltete und ineffiziente städtische Logistik fit für die Zukunft zu machen. Hier erleben wir ein weiteres Dilemma: Konsumenten sehen Drohnen, Zustellroboter und Kofferraumbelieferung mehrheitlich kritisch“, sagt Dr. Petra Seebauer, Geschäftsführerin des LogiMAT-Veranstalters EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, München.

Außerdem verärgern die vielen unnütz gefahrenen Kilometer nicht nur die Konsumenten und belasten die Umwelt, sie rücken die Zustelloptionen der Händler auch in ein fades Licht und belasten die Margen der KEP-Dienstleister. Wie lässt sich demnach die sichere Versorgung von Haushalten, Handels- und Produktionsstandorten bei gleichzeitiger Sicherstellung der individuellen Mobilität gewährleisten?

Kooperation von E-Commerce und Logistik

Florian Seikel, Hauptgeschäftsführer des Händlerbundes e.V. (Halle 6, Stand F76), fordert beispielsweise, dass Handel und Logistik künftig noch enger zusammenarbeiten müssen, um neue Wege aus dem „Dilemma der letzten Meile“ zu finden: „Die Logistik ist mit dem Onlinehandel so stark verzahnt wie kaum ein anderer Bereich. Unser direkter Kooperationsverband ist der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste e.V. (BdKEP).“ Ziel ist es, die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen so weiter zu entwickeln, dass sie mittelstandsfreundliche offene Lieferlösungen ermöglichen, den grenzüberschreitenden Onlinehandel erleichtern und somit weiteres Wachstum fördern.

Und Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste e.V. (BdKEP) kann dies nur bestätigen: „Neue zukunftsfähige Strategien wie dezentrale mittelständische Zustellnetzwerke, gemeinsam genutzte Plattformen, Nutzung offener Standards, Konsolidierung von Mengen und Vernetzung mit Dritten bringen Lösungen für die Zukunft. Die schrittweise Optimierung der letzten Meile traditionell arbeitender Paketdienste wird nicht ausreichen, den Anforderungen des Onlinehandels gerecht zu werden."

Konzepte auf dem Prüfstand

Umweltanforderungen, wirtschaftliche Herausforderungen und eine immer anspruchsvollere Erwartungshaltung der Empfänger –  das sind die Hürden auf der letzten Meile. Doch wie könnten praxistaugliche neue Konzepte aussehen? „In Zukunft wird die Sendung den Empfänger finden und nicht der Empfänger seine Sendung suchen. Das bedeutet, die Zustellsysteme werden sich von den heute bekannten Abläufen gravierend unterscheiden“, ist sich Seikel sicher.

Die Herausforderung besteht darin, in fünf bis zehn Jahren die doppelte Sendungsmenge kundenfreundlicher und nachhaltiger als heute zuzustellen. Da heute jeder KEP-Dienst für sich zustellt, werden zukünftig Sendungsmengen konsolidiert. Das steigert die Produktivität, reduziert Verkehre und entlastet so die Umwelt. Durch die gestiegene Produktivität können Zusteller ohne Mehrkosten für die Versender oder Empfänger fair vergütet werden.

„Diese Prozesslandschaften werden auch durch neue Technologien ermöglicht. Das zeigt sich beispielsweise in nutzerneutralen Paketboxen und Service-Points genauso wie in Big Data-Anwendungen zur Optimierung der ersten und letzten Meile. Drohnen und Zustellroboter werden für Sonderfälle eingesetzt“, so Seikel.

Aussteller präsentieren Lösungen

Auf der TradeWorld, der Kompetenz-Plattform für E-Commerce auf der LogiMAT, können handelstreibende Unternehmensvertreter und Logistiker live erleben, wie diese engere Zusammenarbeit für eine zukunftstaugliche letzte Meile aussehen kann. So präsentiert beispielsweise die LGI Logistics Group International GmbH mit ihrem Start-up pakadoo eine Lösung für die letzte Meile, bei der die Pakete in die Arbeitsstelle des Mitarbeiters zugestellt werden (Halle 6, Stand G60). Die sichere Auslieferung des Pakets erfolgt über einen Code, den der Onlineshopper per Mail erhält. Arbeitgeber schaffen mit pakadoo einen Social Benefit für ihre Mitarbeiter. Auch die Nachhaltigkeitsbilanz von Unternehmen wird verbessert, denn mehrfache Transportwege seitens der Carrier und Arbeitnehmer fallen weg. Zustellungen lassen sich bündeln und der Stadtverkehr in reinen Wohngebieten wird entlastet.

Die BWPOST GmbH & Co. KG sieht sich ebenfalls als Experte für die letzte Meile und wird diese Expertise auf der TradeWorld unter Beweis stellen (Halle 6, Stand D74): Neben einem so genannten Hybridpostportal können die Kunden der BWPOST auch über ein carrierunabhängiges Paketerfassungssystem ihre Pakete ja nach Wunsch und Bedürfnisse versenden.

Quelle: EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH

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