Interview • 05.05.2014

"Die Kaufentscheidung trifft der Kunde bei der Planung der Mahlzeiten"

Interview mit Silvan Dolezalek, Zaunz Publishing und Robert Walters, Smarter Food Concept GmbH

Silvan Dolezalek: Wiederkehrende Kunden möchten in Lebensmittelshops ständig...
Silvan Dolezalek: "Wiederkehrende Kunden möchten in Lebensmittelshops ständig inspiriert werden".
Quelle: Zaunz Publishing

Der eCommerce boomt, das ist keine Frage. Doch gilt das nicht für alle Branchen gleichermaßen. Während Bücher, Kleidung oder Unterhaltungselektronik bereits zu einem großen Teil online gekauft werden, steht der Online-Handel mit Lebensmitteln noch ganz am Anfang. Als Experte für Shop-Software ist auch Zaunz Publishing bereits in diesem Bereich aktiv gewesen. Im aktuellen Interview erklärt Geschäftsführer Silvan Dolezalek die besonderen Herausforderungen des Online-Lebensmittelhandels und die innovative Lösung, die Zaunz für das Start-Up Cookbutler.de realisiert hat. Robert Walters von Cookbutler erläutert das innovative Geschäftsmodell von Cookbutler.

Herr Dolezalek, Sie haben bereits für einige Kunden Shop-Lösungen realisiert. Wie unterscheiden sich die Anforderungen des Online-Handels mit Lebensmitteln von denen in anderen Warenbereichen?

Silvan Dolezalek: Die Anforderungen konzentrieren sich vor Allem auf die Besonderheiten der Grundpreisverordnung, die ja vorschreibt, dass alle Preisangaben auf einen Basispreis errechnet werden müssen. Das meist sehr große Sortiment muss auf die wirklich benötigten Lebensmittel heruntergebrochen werden. Eine Artikelbeschreibung ist meist nicht nötig, jedoch aus SEO-Gründen trotzdem erforderlich (wie beschreiben Sie eine Tomate optimal?). Zudem geht es beim Lebensmittelverkauf noch mehr um gutes Bildmaterial als bei z.B. technischen Produkten. Wenn dem Kunden nicht das Wasser im Munde zusammenläuft beim Anblick der Zutaten, kann er sich erst recht nicht vorstellen, dass die Ware auch frisch zu Hause bei ihm ankommt.

Wiederkehrende Kunden möchten in Lebensmittelshops ständig inspiriert werden. D.h. eine regelmäßige Contentpflege ist wichtig. Dafür bieten wir diverse Module. Der Shopbetreiber ist jedoch gefordert, am besten täglich neue Rezepte oder Aktionen einzustellen.

Weiteres ist eine interne Kennzeichnung der Artikel wichtig, für die die Einhaltung der sog. Kühlkette vorgeschrieben ist. Auch sind nicht alle Zutaten bei jedem Lieferanten verfügbar. Willkürlich zusammengestellte Rezepte sind daher logistisch eine Herausforderung und müssen bereits optimiert auf der Packliste zusammengestellt werden.

Mussten Sie Ihre Software für dieses Projekt besonders anpassen oder modifizieren?

Dolezalek: Allerdings, es waren viele Spezialanpassungen nötig. Die oben erwähnte Grundpreisverordnung ist zwar standardmäßig in unseren Shopsystemen enthalten, jedoch muss bei einem reinen Lebensmittelshop die Darstellung und Berechnung optimiert werden. Eine weitere Schwierigkeit war, dass Zutaten nicht immer in den Gebindemengen angeboten werden können, wie sie für ein bestimmtes Gericht benötigt werden (z.B. die berühmte Prise Salz). Wenn jemand mehrere Rezepte (mit sich überdeckenden Zutaten) bestellt, soll der Konfigurator nicht pauschal die doppelte Anzahl vorschlagen, sondern den Rest der Zutat berücksichtigen. Der Rezeptkonfigurator muss zudem intuitiv sein und sofort alle benötigten Lebensmittel anzeigen. Nicht benötigte müssen einfach abgewählt werden können.

Zudem gibt es Lieferzeitpunkte, welche der Kunde wählen können muss (damit die frische Ware auch auf jeden Fall eintrifft, wenn er zu Hause ist). Dies war in Verbindung mit der anfänglichen Aufgabenstellung, den Shop nur in München zu betreiben, eine echte Herausforderung. Mittlerweile wurde das Liefergebiet jedoch auf deutschlandweit ausgedehnt.

Schlussendlich muss dem Kunden das vollständige Rezept, welches im Shop nur angeteasert wird, mit der Bestellung ausgeliefert werden. Dies geschieht in der integrierten Faktura, welche neben der Rechnung auch das gewählte Rezept ausdruckt und der Ware beigelegt wird.

Herr Walters, cookbutler.de wurde auf der „Internet World 2013“ mit einem Award in der Kategorie „Innovativstes Geschäftsmodell“ ausgezeichnet. Was ist das Besondere am Geschäftsmodell von Cookbutler?

Robert Walters: Cookbutler ist der bisher einzige eFood Shop, der dem Kunden die gesamte Arbeit des Lebensmitteleinkaufens abnimmt. Die Kaufentscheidung der Lebensmittel trifft der Kunde bei der Planung der Mahlzeiten, nicht erst im Supermarkt. Dabei sucht sich der Kunde ein Rezept aus oder lässt sich eines vorschlagen und gibt die Anzahl Personen ein, für die das Essen zubereitet werden soll. Ab hier übernimmt Cookbutler und generiert die Einkaufsliste und Mengeneinheiten (Löschung einzelner vorhandener Zutaten sind möglich) und liefert die Zutaten dem Kunden direkt an die Tür – deutschlandweit!

Im Vergleich zu einem Online Supermarkt müssen Sie nicht aufwendig die Zutaten in den Warenkorb legen und die Mengeneinheiten ausrechnen, der Bestellprozess ist innerhalb weniger Sekunden abgeschlossen. Im Gegensatz dazu versuchen Kochabos ebenso dem Kunden diese Arbeit abzunehmen, gehen dabei aber nicht auf die Wünsche des Kunden ein, sondern liefern standardisierte und vorab nicht bekannte Mahlzeiten. Bei Cookbutler dagegen wählt der Kunde aus ca. 4.000 Rezepten seine Lieblingsmahlzeit aus.    

Glauben Sie, dass diese Art des rezeptbasierten Lebensmittelkaufs dem Online-Lebensmittelhandel zum Durchbruch verhelfen kann?

Walters: Der Durchbruch im Online Lebensmittelkauf wird nur mit einer flächendeckenden und funktionierenden Logistik geschafft werden. Amazons neuer Food Barcodescanner ist mit Sicherheit ein erster Schritt um das Thema Lebensmittelversand in die Köpfe der Verbraucher zu bringen. Das Vertrauen des Kunden zu gewinnen ist hierbei der Knackpunkt.

Startups wie Cookbutler fokussieren sich auf den Kunden und der Erfüllung seines Bedarfs, das ist der erste wichtige Schritt. Durch unsere Partnerschaft mit dem Online-Supermarkt mytime.de, hinter dem der Bünting Konzern steht, haben wir den Partner gefunden, der diese Logistik bereits flächendeckend anbieten kann. Diese Kombination kann bisher kein anderer Shop anbieten. Unsere Aufgabe ist es nun dem Kunden diesen Vorteil zu kommunizieren und zu beweisen, dann klappt es auch mit dem Online-Lebensmittelhandel und darüber hinaus auch mit der Erfüllung des kompletten Wocheneinkaufes.

Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com

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