Interview • 07.01.2013

„Der Kunde zahlt wie gewohnt per Karte, aber mobiler als zuvor“

Interview mit Konstantin Wolff, CMO von payleven

Konstantin Wolff: Den großen Vorteil bei der von uns gewählten Lösung sehen...
Konstantin Wolff: 'Den großen Vorteil bei der von uns gewählten Lösung sehen wir darin, dass der Endkunde sein Nutzungsverhalten nicht ändern muss.'
Quelle: payleven

Obwohl Deutschland traditionell immer noch als Land der Barzahler gilt, wird auch hierzulande die Kartenzahlung immer beliebter. Fast die Hälfte der Ausgaben für Waren und Dienstleistungen wird inzwischen über alternative Zahlungswege bestritten, deren beliebtester die Zahlung mit EC- oder Kreditkarte ist. Im iXtenso-Interview erläutert Konstantin Wolff, CMO von payleven, welche Vorteile Kunden und Händler durch eine wirklich mobile Kartenzahlungslösung erhalten und wie er die Zukunft des mCommerce einschätzt.

Verschiedenen Studien zufolge gilt Deutschland immer noch als Land der Barzahler. Wie entstand die Idee, eine mobile Kartenzahlungslösung für Smartphones und Tablets anzubieten?

Natürlich haben wir hier ein Produkt im Angebot, das es in ähnlicher Form schon länger gibt. Die Abwicklung von Zahlungen über Smartphones und Tablets ist schließlich keine neue Idee. payleven zeichnet sich jedoch durch die Art der Umsetzung aus, den Rückgriff auf unsere spezielle Hardware und die klassische Karte.

Den großen Vorteil bei der von uns gewählten Lösung sehen wir darin, dass der Endkunde sein Nutzungsverhalten nicht ändern muss. Er geht immer noch ganz „normal“ mit seiner Karte in den Laden und bezahlt wie an einem fest installierten Kartenterminal auch, mit PIN-Eingabe oder Unterschrift. Im Gegensatz zu anderen Modellen ist keine neue Vorgehensweise nötig, wie zum Beispiel das Aufladen eines „elektronischen Wallets“ oder Chips.

Welche Zielgruppen werden mit der Lösung konkret angesprochen?

Das Produkt richtet sich an kleine Gewerbetreibende, die derzeit noch keine Kartenakzeptanz haben, beziehungsweise eine mobile Alternative suchen. Allein in Deutschland haben wir heute einen Markt mit zwei Millionen Gewerbetreibenden im Endkundenmarkt, die Dienstleistungen erbringen oder im Handel aktiv sind. Das gilt zum Beispiel für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Davon haben nach unserer Schätzung ca. 90 Prozent bisher keine Möglichkeit, Kartenzahlungen zu akzeptieren. Das liegt insbesondere an zwei Punkten: Preis und Mobilität.

Hohe Gebühren von 20 bis 30 Euro im Monat oder lange Vertragslaufzeiten von teilweise bis zu fünf Jahren schrecken viele Kleinunternehmer ab. Über eine so lange Zeit wollen sich viele nicht an eine Lösung oder eine Anbieter binden. Jemand, der zum Beispiel gerade ein kleines Cafe oder ein Ladengeschäft eröffnet hat, kann meist noch gar nicht einschätzen, wie groß der Bedarf an Kartenzahlung unter seinen Kunden überhaupt ist. Bevor er in einen Mehrjahresvertrag einsteigt, der in eine monatlichen Grundgebühr kostet, verzichtet er lieber ganz auf die Kartenannahme.

Die Masse der Kartenterminals, die heute zu kaufen sind, sind stationäre, kabelgebundene Lösungen. Mobile Terminals dagegen, mit denen vor Ort beim Kunden Zahlungen angenommen werden können, gibt es bisher kaum. Viele Selbstständige sind aber mobil auch unterwegs, ich denke da zum Beispiel an Fußpfleger oder Friseure, die ihre Dienstleistung ganz oder teilweise direkt beim Kunden erbringen. Diese hatten bisher keine Möglichkeit, Kartenzahlungen anzunehmen. Es gibt auch viele Kunden, die zwar über ein stationäres Terminal verfügen, aber zusätzlich noch eine mobile Dienstleistung erbringen, zum Beispiel ein Restaurant mit angeschlossenem Partyservice oder Unternehmensvertreter, die auf einem Messestand ihre Produkte auch verkaufen möchten.

Welche konkreten Vorteile bietet das System von payleven gegenüber vergleichbaren mobilen Lösungen?

Natürlich gibt es inzwischen einige Unternehmen, die sich im Bereich mobile PoS bewegen. Für uns gibt es zwei wesentliche Unterschiede: Der eine ist dass wir uns sehr früh entschieden haben, unsere Technologie als Chip&PIN-Lösung zu entwickeln, anstatt auf eine digitale Unterschrift zu setzen. Diese Methode bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, insbesondere in Bezug auf Sicherheit und Kartenakzeptanz. Einige Kartenorganisationen haben sich außerdem bereits festgelegt, im mPoS-Bereich überhaupt nur solche Kartenzahlungen zu erlauben, die per PIN verifiziert wurden.

Der zweite Punkt, durch den sich payleven von den Mittbewerbern abhebt ist unser Kundenservice. Um besonders nah am Kunden zu sein haben wir im Support ausschließlich Muttersprachler eingestellt. payleven ist bisher in Brasilien, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Großbritannien und Italien verfügbar. Jeder Kunde, der aus einem dieser Länder bei uns anruft, kann sicher sein, dass er mit jemandem spricht, der sowohl die Sprache beherrscht, als auch die lokalen Gegebenheiten kennt.

payleven kooperiert ja bereits mit einigen Partnern, um das Produkt in der täglichen Nutzung zu erproben. Dazu gehört unter anderem der Taxiverband Berlin-Brandenburg. Sind noch weitere Kooperationen mit Partnern aus anderen Branchen geplant?

Auf jeden Fall. Seit kurzem kooperieren wir zum Beispiel mit o2 und testen ein spezielles Modell zum Vertrieb unserer Hardware an o2-Gewerbekunden. Natürlich gibt es noch weitere Kooperationsmöglichkeiten in vielen anderen Bereichen. Denn prinzipiell ist ja für jeden, der in Kontakt mit Kleingewerbetreibenden steht und diesen einen Mehrwert bieten möchte, eine solche Kooperation prinzipiell eine sehr interessante Sache. Was das anbetrifft befinden wir uns aktuell auch in mehreren Gesprächen.

Zusammen mit pepperbill bieten Sie jetzt ein vollständiges mobiles Kassensystem für Gastronomen an. Welche besonderen Anforderungen muss dieses erfüllen und aus welchen Komponenten besteht es?

pepperbill hat als eigenständiges Unternehmen eine app-basierte Kassenlösung für die Gastronomie entwickelt. Diese hat allerdings keine integrierte Kartenakzeptanz. Wir haben diese mit unserer Lösung verbunden, so dass der Kunde im Restaurant auch zwischen Cash- und Kartenzahlung wechseln kann. Die App leitet dann automatisch von pepperbill zu payleven weiter. Dann muss nur noch die Kartenzahlung durchgeführt werden. Ist die Zahlung abgeschlossen, wird wieder zurück in die pepperbill-App gewechselt, die dem Kunden dann wie gewohnt seinen Beleg ausdruckt. So haben wir gemeinsam eine Lösung geschaffen, die speziell auf die Anforderungen von Gastronomen zugeschnitten ist und außerdem allen gesetzlichen Bestimmungen für diesen speziellen Gewerbebereich entspricht.

Wie wird die Sicherheit der Übertragungen gewährleistet?

Das Chip&PIN-Gerät von payleven erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen an ein Kartenterminal. Die beiden großen Kartenorganisationen MasterCard und VISA haben zusammen im PCI-Council den PCI-Standard entwickelt. Diesem genügt das Gerät, es entspricht also allen Sicherheitsstandards, die auch für „normale“ Kartenterminals gelten. In dem Moment, in dem die Karte ausgelesen wird, wird die Transaktion mit einem einzigartigen Code verschlüsselt. Dieses Datenpaket wird dann aus dem Gerät ans Smartphone gesendet, das also nur die Rolle des Übertragungsmediums einnimmt. Es speichert und entschlüsselt selbst keinerlei Daten. Selbst wenn das Datenpaket abgefangen würde, könnte man es also ohne den Code nicht entschlüsseln.

Komplett kontaktlose Bezahllösungen sind ja immer mehr im Gespräch. Welche Lösungen werden sich durchsetzen und inwiefern ist die Konzentration auf die klassische Kreditkartenzahlung noch sinnvoll?

Das Thema NFC wird im Moment natürlich stark diskutiert, die Frage ist aber, wann und wie stark diese Lösungen wirklich im Markt ankommen werden. Wir sehen einen Vorteil unseres Modells – auch gegenüber dem kontaktlosen Bezahlen – darin, dass die Nutzer ihr Verhalten nicht ändern müssen und im Grunde wie gewohnt weiter Kartenzahlungen vornehmen können. Wir glauben, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis sich kontaktloses Bezahlen auf breiter Basis durchsetzt. Denn bis die Nutzer ihr Verhalten ändern, braucht es eine verlässliche, standardisierte Technologie, der sie auch vertrauen können.

Ein NFC-Chip  kann ja prinzipiell in viele verschiedene Geräte integriert werden, egal ob es sich um ein Smartphone, eine simple Karte, oder zum Beispiel eine Armbanduhr handelt. Viele Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten im Moment an der Integration der NFC-Chips in ihre Produkte. Jedoch nicht auf einer gemeinsamen Basis. Apple zum Beispiel hat gerade beim neuen iPhone wieder auf die Integration von NFC verzichtet, andere Hersteller bringen dagegen bereits NFC-fähige Geräte auf den Markt. Bei den Banken sieht es sieht es ähnlich aus, auch hier warten viele noch ab. Hier fehlt es ganz klar noch an einer ausreichenden Marktdurchdringung. Die Frage ist, welche Art der Lösung sich am Ende durchsetzen wird. Den erst wenn genügend Nutzer Zugang zu Chips haben, können Akzeptanzstellen und eine entsprechende Infrastrukturaufgebaut werden. Erst wenn diese besteht werden die Nutzer ihr Verhalten ändern. Aus diesem Grund erwarten wir, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis sich NFC wirklich im Markt etabliert hat.

Für uns als payleven stellt das aber kein großes Problem dar. Theoretisch können wir bereits heute unser Gerät mit der Möglichkeit ausstatten, NFC-Chips auszulesen. Darauf haben wir allerdings zunächst verzichtet, weil wir momentan den Bedarf im Markt noch nicht sehen und dieses ja auch die Kosten des Geräts nach oben treiben würde. Und unser Geschäftsmodell basiert ja unter anderem gerade darauf, die Hardwarekosten niedrig zu halten. Für die Zukunft schließen wir die Integration von NFC aber keinesfalls aus.

Interview: Ben Giese, iXtenso.com

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