Interview • 09.01.2015

"Für Händler ist die Suchfunktion entscheidend"

Interview mit Edmund Johanns vom Systemhaus Johanns

Edmund Johanns: Im Shop ist immer Bewegung - also brauche ich die Möglichkeit,...
Edmund Johanns: \"Im Shop ist immer Bewegung - also brauche ich die Möglichkeit, bestimmte Bewegungen herauszufiltern.\"
Quelle: Systemhaus Johanns

Im Einzelhandel möchten Händler mit Videoüberwachung vor allem Diebstahl verhindern und aufklären. Aber auch im Bereich Logistik kann sie dem Handel extrem große Verluste ersparen. Um diese positiven Effekte zu erzielen, muss die gesamte Videoanlage jedoch gut geplant sein. Im Interview erklärt uns Edmund Johanns vom Systemhaus Johanns, wie er solche Projekte umsetzt und wie schnell sich auch große Investitionen schon nach kürzester Zeit bezahlt machen können. 

Herr Johanns, kann ich als Händler Diebstahl tatsächlich per Videoüberwachung verhindern? 


Komplett verhindern kann ich ihn nicht - das muss jedem bewusst sein. Aus unserer persönlichen Erfahrung kann eine gute Videoüberwachung jedoch bis zu achtzig Prozent der Diebstähle von vornherein abwenden. Von den restlichen zwanzig Prozent kann ich die Hälfte mittels der Aufnahmen aufklären. 

Der Markt an Softwarelösungen für die Videoüberwachung ist groß. Welche Lösungen bevorzugen Händler Ihrer Erfahrung nach? 

Für Händler ist die Suchfunktion entscheidend. Im Shop ist immer Bewegung - also brauche ich die Möglichkeit, bestimmte Bewegungen herauszufiltern. Fällt beispielsweise abends auf, dass eine Bohrmaschine im Regal fehlt, möchte ich eingrenzen können, was dort passiert ist. Mit bestimmten Softwarelösungen kann ich ein Fenster genau in diesem Bereich im Regal auswählen und auch den Zeitraum eingrenzen. Das minimiert den Suchaufwand immens. 

Wie läuft eine Beratung und Ausstattung zur Videoüberwachung ab? 

Ich sehe mir das Objekt an und finde im Gespräch heraus, wo die Schwachpunkte liegen, was soll aufgenommen werden und welche Bereiche und Ecken sind besonders wichtig. Ich kläre auf, worauf der Kunde aufgrund des Datenschutzes achten muss. Mit den Grundrissplänen und Notizen beginne ich zu planen, welche Kamera an welcher Stelle gebraucht wird. Mithilfe der Höhe, Winkel und Abstände errechnet unsere Software die benötigten Produkte. Das Ergebnis der Planung demonstriere ich dann dem Kunden und unterbreite ihm ein Angebot.

Die Kameras werden entweder von einem Fachhändler oder unserem Subunternehmen angebracht. In großen Firmen kümmern sich oft auch deren eigene Elektroabteilungen um die Installation. Wir übernehmen dann die Feineinstellungen. Die Software selbst kann ich jedem innerhalb von einer halben Stunde erklären, sodass er damit umgehen kann. 

Was umfasst eine komplette Videoanlage? 

Natürlich die Kamera, das Aufzeichnungsgerät und die Software. Neben den Arbeitsstationen am PC, an denen sich meist der Marktleiter die Bilder ansehen und analysieren kann, wünschen sich manche Händler auch zusätzliche Monitore mit Liveübertragung in den Shops selbst. Wichtig ist, dass die Systeme gut aufeinander abgestimmt sind. Sonst kann es schnell zu Ausfällen und PC-Abstürzen kommen. 

Sie haben sich vor allem auch auf den Bereich Qualitätsmanagement in der Logistik spezialisiert. Was können Sie dort mit Videoüberwachung leisten

Händler nutzen unser Videosystem, um zu überwachen, wie ihre Waren verladen werden. Anhand der Bildanalyse kann bei Reklamationen das Bildmaterial, das in hoher Auflösung vorliegt, dazu verwendet werden, um nachzuweisen, dass beispielsweise eine Lieferung tadellos in einen LKW verladen wurde. Kommt es dann zu Schadensersatzansprüchen, weil Ware beschädigt wurde oder gar nicht ankommt, liegt das nachweislich nicht in der Verantwortung des Händlers, sondern in der des Transportunternehmens. 

Was lassen sich Händler die Überwachung kosten? 

Das ist ganz unterschiedlich und hängt vom Umfang des Projektes ab. Es zeichnet sich aber ab, dass im Bereich Diebstahl und Einbruch schon stark hin- und her gerechnet wird. Im Bereich Logistik dagegen ist der Nutzen derart groß, dass hier auch gerne größere Summen investiert werden, die sich aber schon nach kurzer Zeit rechnen. Einer unserer Kunden hat kürzlich 60.000 Euro für eine Videoanlage gezahlt, die sich bereits nach drei Monaten refinanziert hat. Zuvor schickte er nämlich jedesmal eine neue Palette Ware zum Endkunden, wenn dort beschädigte Ware ankam. 

Wie muss das Bildmaterial beschaffen sein, damit es vor Gericht verwendet werden kann? 

Die Bildqualität muss so beschaffen sein, dass ich das darauf Abgebildete gut erkennen kann. Das kann schon bei einer guten Aufnahme mit 250 Pixeln pro Meter sein. Mit 500 Pixeln/m geht es auf jeden Fall. Bei dieser Auflösung kann ich noch besser hinein zoomen. 

Wie weit geht Ihre Verantwortung in Sachen Datenschutz? 

Wir müssen unsere Kunden in Sachen Datenschutz aufklären. Das bezieht sich darauf, dass beispielsweise Mitarbeiterplätze, Aufenthaltsräume und öffentliche Zonen nicht gefilmt werden dürfen. Soll im Außenbereich der Parkplatz überwacht werden, muss ich darauf achten, dass keine öffentlichen Stellen mit gefilmt werden. 

Hierzu kann man einfach schon bei Einstellung des Kamerabildes über die Software Bereiche schwärzen, die nicht aufgenommen werden sollen. Nachdem uns der Kunde schriftlich bestätigt hat, dass er hierüber informiert wurde, kommt ihm die alleinige Verantwortung zu. Die Bereiche, die überwacht werden, müssen außerdem mit Schildern gekennzeichnet sein. 

Gibt es in diesem Bereich auch schon einmal Diskussionen? 

Nicht zwischen uns und dem Kunden. Wenn allerdings ein Betriebsrat involviert ist, der ein gewisses Mitspracherecht besitzt, finden öfters Diskussionen statt darüber, welche Bereiche gefilmt werden dürfen und welche nicht. Wir sind dann eher als Mediator tätig. Das geht mal um einen Bereich, in dem ein Angestellter auch mal rauchen geht oder mit dem Gabelstapler durchfährt. Wenn der Nutzen der Videoüberwachung für das Qualitätsmanagement des Unternehmens überwiegt, kann dies der Betriebsrat allerdings nicht von der Hand weisen. Die beiden Parteien müssen sich dann einigen. Und wenn sich gar keine Einigung finden lässt, kann ein Datenschutzbeauftragter helfen. Den können wir auch vermitteln. 

Interview: Natascha Mörs, iXtenso.com

Weitere Beiträge zum Thema:

Beliebte Beiträge:

Thumbnail-Foto: Digitale Konzepte für den stationären Einzelhandel...
27.10.2023   #stationärer Einzelhandel #Self-Checkout-Systeme

Digitale Konzepte für den stationären Einzelhandel

Der Onlinehandel boomt. Stationäre Geschäfte haben aber noch längst nicht ausgedient.

Betreiber*innen können sich auch dort den Fortschritt zum Vorteil machen und die Kundeneffizienz durch den gezielten Einsatz digitaler Tools optimieren.Digitale Lösungen sind auch im stationären Handel zukunftsweisendBeim Einkauf in ...

Thumbnail-Foto: GLORY auf der EuroCIS 2024: Automatisierung, Customer Experience und die...
26.02.2024   #Tech in Retail #Kassen

GLORY auf der EuroCIS 2024: Automatisierung, Customer Experience und die Herausforderung des Personalmangels

Der Payment-Experte präsentiert zwei SB-Produktneuheiten sowie weitere zukunftsweisende Lösungen

Auf der EuroCIS vom 27. bis 29. Februar 2024 zeigt GLORY ganzheitliche Automatisierungslösungen, die Unternehmen aus Handel, Gastgewerbe ...

Thumbnail-Foto: Künstliche Intelligenz gestaltet abverkaufsfördernde Retail...
19.02.2024   #Tech in Retail #POS-Marketing

Künstliche Intelligenz gestaltet abverkaufsfördernde Retail

Media Kampangnen – der PRESTIGE KI Copilot

Online Software stellt auf der EuroCIS 2024 erstmals seinen
PRESTIGE KI Copilot vor. Mit dem smarten, auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierten Assistenten bekommen ...

Thumbnail-Foto: Autonome Stores aus aller Welt – ein Überblick...
18.12.2023   #Tech in Retail #Self-Checkout-Systeme

Autonome Stores aus aller Welt – ein Überblick

Die Stores gibt es in verschiedenen Segmenten des Einzelhandels wie LEH, Mode, Elektronik, Convenience Stores und Fast Food.

In einer hart umkämpften globalen Einzelhandelslandschaft befinden sich autonome Stores im Aufschwung. Sie tragen dem veränderten Verbraucherverhalten Rechnung, senken Betriebskosten, verbessern die Rentabilität und tragen zur ...

Thumbnail-Foto: HP Engage Express Kiosk – Die Zukunft des Self-Service bei POSBOX...
31.10.2023   #Self-Checkout-Systeme #Selbstbedienung

HP Engage Express Kiosk – Die Zukunft des Self-Service bei POSBOX

Vielseitige und flexible Möglichkeiten für den stationären Einzelhandel

Der Point-of-Sale im Einzelhandel hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt: Neben bedienten Kassenstationen erleben Self-Service-Lösungen im stationären Handel eine große Verbreitung. Wie eine Markterhebung des EHI Retail ...

Thumbnail-Foto: ALDI treibt Recycling voran: Discounter testet Produktverpackungen mit...
07.12.2023   #Tech in Retail #Verpackungen

ALDI treibt Recycling voran: Discounter testet Produktverpackungen mit digitalen Wasserzeichen

ALDI engagiert sich für eine verbesserte Trennung von Kunststoffverpackungen ...

Thumbnail-Foto: Erfolgsfaktor Payment: Mehr als nur bezahlen
15.01.2024   #Tech in Retail #Zahlungssysteme

Erfolgsfaktor Payment: Mehr als nur bezahlen

Rückblick ins Jahr 1994: Datenbanken und ERP-Systeme, erste kommerzielle Websites, Mobiltelefone mit Farbdisplay, CD-ROMs, die Programmiersprache Java ...

Thumbnail-Foto: REWE Group fit für digitale Transformation
27.11.2023   #stationärer Einzelhandel #App

REWE Group fit für digitale Transformation

Digitales Wachstum der REWE Group: Kunden-WLAN und Multiprovider SD-WAN Standortvernetzung der ersten Generation

Die REWE Group ist fit für die digitale Transformation. Smart Shopping und mobiles Bezahlen, E-Commerce und Onlinehandel sind schnell wachsende Servicesegmente. Die REWE Group ist darauf vorbereitet. Mit einer zukunftssicheren ...

Thumbnail-Foto: Fünf digitale Einkaufswagen für die Märkte des Handels...
01.02.2024   #stationärer Einzelhandel #Kundenzufriedenheit

Fünf digitale Einkaufswagen für die Märkte des Handels

Auf der EuroCIS stellt EXPRESSO seine erweiterte SmartShopper-Familie vor

Mit dem intelligenten Einkaufswagen vom Typ SmartShopper erschließt EXPRESSO den Betreibern von Einzel- und Großhandelsmärkten neue Perspektiven ...

Thumbnail-Foto: Hamburger Oak Store setzt auf SaaS-Lösung
16.11.2023   #Warenwirtschaftssysteme (WWS) #Cloud-Computing

Hamburger Oak Store setzt auf SaaS-Lösung

REMIRA RETAIL Cloud digitalisiert Kasse und Backoffice im Handel

Der Hamburger Streetfashion-Anbieter Oak Store...

Anbieter

POSBOX GmbH
POSBOX GmbH
Süchtelner Str. 16
41066 Mönchengladbach
REMIRA Group GmbH
REMIRA Group GmbH
Phoenixplatz 2
44263 Dortmund
Innovative Technology Ltd.
Innovative Technology Ltd.
Innovative Business Park
OL1 4EQ Oldham
GLORY Global Solutions (Germany) GmbH
GLORY Global Solutions (Germany) GmbH
Thomas-Edison-Platz 1
63263 Neu-Isenburg
EXPRESSO Deutschland GmbH & Co. KG
EXPRESSO Deutschland GmbH & Co. KG
Antonius-Raab-Straße 19
34123 Kassel
Zebra Technologies Germany GmbH
Zebra Technologies Germany GmbH
Ernst-Dietrich-Platz 2
40882 Ratingen
Extenda Retail Ab
Extenda Retail Ab
Gustav III:s Boulevard 50A
169 73 Solna
VusionGroup SA
VusionGroup SA
55 place Nelson Mandela
90000 Nanterre
m3connect GmbH
m3connect GmbH
Pascalstraße 18
52076 Aachen